Medikamente im Trinkwasser

Medikamente im Trinkwasser

Medikamente im Trinkwasser oder Gewässern können sowohl im Wasser lebende Tiere gefährden als auch für Menschen ein potenzielles Vergiftungsrisiko darstellen. Die Trinkwasserqualität kann beispielsweise durch schlecht abbaubare und häufig verordnete Arzneimittel negativ beeinträchtigt werden. In Deutschland werden jährlich 15 Mrd. Tagesdosen Antihypertonika (Blutdrucksenker) verordnet. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt schlecht abbaubare Arzneistoffe und hochwirksame Wirkstoffe in den Gewässern dokumentiert.

Mehr als 150 verschiedene Arzneiwirkstoffe haben Wissenschaftler mittlerweile in Seen und Flüssen, Sedimenten, Grundwasser und Böden nachgewiesen, berichtet das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau. Immer wieder werden sogar Medikamente im Trinkwasser entdeckt.

Dr. Sebastian Schimmelpfennig (BWB) und Dr. Claudia Simon (LAGeSo) schlugen auf den DGK-Herztagen Alarm: Sartane können aufgrund ihrer Eigenschaften und der hohen Verordnungszahlen als einziger Blutdrucksenker die Qualität der Trinkwasser-Ressourcen im gesamten Bundesgebiet gefährden. Auch wenn dem Arzt obliegt welche Therapie er anwendet, regen die Experten an, die Verordnungspraxis anzupassen und auf Alternativen auszuweichen, die nach ökologischen Aspekten weniger bedenklich sind.

Der Weg der Medikamente im Wasserkreislauf

Die verordneten Medikamente gelangen durch Ausscheidungen der Patienten, über den Weg der Kanalisation, Kläranlage und Oberflächengewässer in den Wasserkreislauf. „Bei den blutdrucksenkende Arzneimittel, werden die verordneten Wirkstoffmengen nahezu vollständig im Kläranlagenablauf wiedergefunden“, so die Autoren der Studie. „Auch bei der Uferfiltration zum Zwecke der Trinkwassergewinnung ist nur eine geringe Abbaubarkeit der blutdrucksenkenden Arzneimittel (Sartane) festzustellen“, so die Autoren weiter.

In vielen Gewässern und gerade unterhalb Pharmazeutischer Industrieunternehmen, wurde eine Konzentration von Medikamenten festgestellt, die um das Tausendfache höher als in anderen Abwässern ist. Von der gesundheitsschädigenden Wirkung durch Medikamente im Trinkwasser betroffen, sind unsere „Schwächsten“ in der Gesellschaft: Schwangere, Säuglinge (Babynahrung mit Leitungswasser zubereitet), Kleinkinder und natürlich auch alte Menschen und Immun- geschwächte!

Tonnenweise Medikamente im Trinkwasser

Dass die Pharmaindustrie Flüsse und Seen erheblich mit Medikamenten belastet, war bisher nur aus Schwellenländern bekannt geworden. So hatten schwedische Forscher im indischen Hyderabad, bereits im Jahr 2007, extrem hohe Konzentrationen von Antibiotika und anderen Medikamenten im geklärten Abwasser von Arzneimittelherstellern entdeckt.

Auch in Deutschland, werden jährlich 400 Tonnen Blutdrucksenker verordnet. Das entspricht etwa 15 Milliarden Tagestherapiedosen (DDD). Mehr als die Hälfte entfallen auf den Betablocker Metoprolol und die Sartane.

In Berlin leben mehr als 3,5 Millionen Menschen, die mit Trinkwasser versorgt werden müssen. Die BWB gewinnen mit 70 Prozent, den Großteil über Uferfiltration und Grundwasseranreicherung aus Grundwasser. Somit beeinflusst die Qualität der Oberflächengewässer maßgeblich die Trinkwasserqualität, nicht nur in Berlin sondern bundesweit.

Tausendfach erhöhte Konzentration der Medikamente

Berlin (dpa) – Große Antibiotika-Fabriken in Indien könnten durch mangelnde Abwasserreinigung mit zur Entstehung multi-resistenter Bakterien beitragen. Das haben Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung am indischen Pharmastandort Hyderabad ergeben, die der Norddeutsche Rundfunk in Berlin vorstellte.

Danach ergaben Gewässerproben, die im November 2016 in unmittelbarer Nähe von Pharmafabriken entnommen wurden, eine teils hundert- oder sogar tausendfach höhere Konzentration von Resten von Antibiotika und auch Pilzbekämpfungsmitteln, als sie bisher in deutschen Grenzwerten vorgeschlagen sind.

In Gewässern entwickelten Bakterien in kürzester Zeit Abwehrmechanismen gegen Antibiotika, erläuterte Arne Rodloff, Mikrobiologe am Universitätsklinikum Leipzig. Die resistenten Erreger könnten über direkten Kontakt mit diesem Wasser oder über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen, zum Beispiel den Darm, ergänzte der Leipziger Infektionsforscher Christoph Lübbert.

Das könne dazu führen, dass gängige Antibiotika bei Infektionen nicht mehr anschlagen und Patienten im schlimmsten Fall sterben. Lübbert nannte die Kloake, die er in Hyderabad nahe der Fabriken sah, einen „Bioreaktor unter freiem Himmel“ und ergänzte: „Das ist eine Globalisierung der Erreger.“

Gewässer-Systeme sind weltweit untereinander vernetzt. Man konnte man mehr als 150 verschiedene Medikamente im Trinkwasser, in ganz Nordamerika, Europa und Asien sowie auch in Brunnen, entlegener Regionen nachweisen. Die Nachrichtenagentur Associated Press schätzt aufgrund eigener Recherchen und der Berichte von Wasserwerken folgendes:  In 77 Ballungsgebieten sowie 52 kleineren Gemeinwesen auf regionaler und kommunaler Ebene, Millionen Menschen in den gesamten USA und auch in Europa regelmäßig Brauchwasser ausgesetzt sind, das durch Medikamente im Trinkwasser kontaminiert ist.

aspirin-im-glasMedikamente im Trinkwasser

Viele dieser Medikamente im Trinkwasser sind nicht als Wasserschadstoffe eingestuft, sodass auch keine sogenannten »sicheren« Grenzwerte für sie festgelegt wurden. Wissenschaftler sind aber besorgt, weil viele dieser Medikamente so konzipiert wurden, dass sie im Körper noch in so geringen Konzentrationen wie 0,000000001 Teilchen (1 Teil pro Milliarde, ppm) wirken. Daher ist mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für den Menschen durch Medikamente im Trinkwasser weltweit, aber auch für die Umwelt, zu rechnen.

Dies wurde durch eine frühere USGS-Studie bestätigt, die bei einer Untersuchung von Gewässern bei einem Drittel aller untersuchten Stellen Intersex-Fische, also Fische mit sowohl männlichen wie weiblichen Geschlechtsmerkmalen, vorfand.

»Es handelt sich hier um chemische Substanzen, die so konzipiert wurden, dass sie bei sehr geringen Konzentrationen erhebliche Effekte auslösen«, sagte der Zoologe John Sumpter von der Londoner Bruel-Universität. »Das ist eben die Wirkungsweise von Medikamenten. Wenn sie in der Umwelt auftauchen, sollte es daher niemanden überraschen, dass dies Folgen hat.«

Des Weiteren kann niemand vorhersagen, wie es sich letztlich auswirkt, wenn Menschen ihr gesamtes Leben lang Wasser in großen Mengen zu sich nehmen, und jedes Glas eine völlig ungeprüfte Mischung möglicherweise einiger Dutzend Medikamente im Trinkwasser, also bioaktive Bestandteile enthält. Erschwerend kommt hinzu, dass viele dieser giftigen Substanzen sich nachgewiesenermaßen in menschlichem oder tierischem Gewebe anreichern.

Antibiotika tragen in der Umwelt dazu bei, dass Krankheitserreger resistent werden. Es entstehen, multiresistente Keime, multiresistente Erreger an denen, bei Infektion, tausende Menschen jährlich sterben.

Ein besonderes Risiko für die Umwelt stellen Medikamente zur Krebstherapie dar, die das Erbgut schädigen können. Auch geringste Mengen von weniger als einem hundertstel Mikrogramm pro Liter können eine Umweltgefahr darstellen, daher sind für solche Mittel gesonderte Risikobewertungen nötig, betonten Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg im vergangenen Jahr in einer Studie für das Umweltbundesamt.

Ohne Medikamente im Trinkwasser

Abwässer der Pharmaindustrie

Lange Zeit hat die Pharmaindustrie darauf beharrt, strikte Kontrollen reichten aus, um zu verhindern, dass größere Mengen ihrer Erzeugnisse in den Fabriken über die Abwässer in die Wasserversorgungssysteme gelangen könnten. Bereits 2007 konnte Joakim Larsson von der Universität Gothenburg, Antibiotika in einer Konzentration von 31 mg pro Liter in einer indischen Abfallbeseitigungsanlage nachweisen.

Der Anteil des Breitband-Antibiotikums Ciproflaxin im Wasser lag höher, als der maximale Grenzwert, der für menschliches Blut festgelegt worden war. Die betreffende Anlage wurde mit Abwässern aus einem pharmazeutischen Produktionsbetrieb gespeist – so gelangen gefährliche Medikamente im Trinkwasser.

Um zu überprüfen, ob in den USA ähnliche Verhältnisse herrschten, untersuchten Phillips und seine Kollegen Proben aus 26 über die gesamten USA verteilten Kläranlagen, die nach dem Reinigungsprozess entnommen worden waren. Zwei Kläranlagen reinigten die Abwässer von Fabriken, die Medikamente herstellten. Eine der beiden Kläranlagen erhielt 20 Prozent seiner ungeklärten Abwässer aus solchen Pharmazeutischen Fabriken.

Zwei Kläranlagen reinigten also Abwässer aus Pharmaunternehmen. Eine Kläranlage der Kontrollgruppe befand sich im US-Bundesstaat New York, während die anderen 23 Kläranlagen in elf verschiedenen anderen Bundestaaten angesiedelt waren. Aus jeder dieser Kläranlangen wurde jeweils nur eine Probe entnommen.

Medikamente im Trinkwasser – Untersuchungen aus Kläranlagen

Sehr schnell traten bei der Analyse der Proben aus den Kläranlagen, die Pharma-Abwässer reinigten, Besonderheiten zutage. »Als wir die Abwasserproben mit dem Gas-Chromatographen und dem Massenspektrometer untersuchten, bemerkten wir viele Ausschläge, die durch zunächst unbekannte Substanzen hervorgerufen worden waren«, berichtete die Wissenschaftlerin Dana Kolpin.

Die Analyse ergab, dass es sich bei den betreffenden Substanzen um sieben weit-verbreitete Muskelrelaxanzien (Medikamente, die eine zeitweise Entspannung der Muskulatur bewirken) sowie um Schmerzmittel auf der Grundlage von Opiaten handelte.

Ihre Konzentrationen lagen oft um das Tausendfache höher als bei den Wasserproben, die aus den anderen 24 Kläranlagen stammten. Diese sieben Medikamente wurden auch als Medikamente im Trinkwasser nachgewiesen, das sich 20 Kilometer flussabwärts von einer der Kläranlagen befand.

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Untersuchung von Proben aus Abwässern nach Medikamenten

Alle sieben Pharmazeutika fanden sich auch in Proben aus den Anlagen, die nicht das Abwasser pharmazeutischer Produktionsbetriebe reinigten. Hier lag die Konzentration in der Regel bei unter 1 ppm. Im Gegensatz dazu lagen die Konzentrationen des Appetitzüglers und Leistungssteigerers Phendimetrazin und des Muskelrelaxans Carisoprodol in den Proben der Kläranlagen, die das Abwasser pharmazeutischer Produktionsbetriebe reinigten, höher als 40 ppm.

Die Konzentration des Barbiturats Butalbital erreichte 160 ppm und die der Schmerzmittel auf Opiatbasis, Methadon und Oxycodon, lag bei 400 bzw. 1700 ppm. Die höchsten Konzentrationen wurden mit 3.800 ppm im Falle des Muskelrelaxans Metaxalon gemessen. Sie entsprachen damit den Werten, die auch in der indischen Studie festgestellt worden waren; und das trotz der wahrscheinlich unzureichenderen Überwachungsmechanismen.

»Meiner Ansicht nach hat niemand damit gerechnet, dass wir in fließenden Gewässern auf diese Konzentrationen stoßen«, erklärte Phillips weiter. Dieser Studie gebührt das Verdienst, zum ersten Mal für die USA festgestellt zu haben, dass pharmazeutische Konzerne zu den Hauptverursachern der Verschmutzung durch Medikamente gehören.

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»Diese Untersuchung wird hoffentlich dazu führen, dass die Pharmaunternehmen in die Pflicht genommen werden«, sagte der Experte für Umweltgifte, Chris Metcalfe, von der Universität Trent.

Verschmutzung durch Medikamente

Eine weitere bekannte Ursache der Verschmutzung durch Medikamente im Trinkwasser bildet die Verfütterung von Antibiotika und Hormonen an Nutztiere. Es wurden bereits Störungen des Hormonsystems bei Fischen nachgewiesen, die flussabwärts von Futterplätzen lebten.

Auf die Haut aufgetragene Medikamente gelangen beim Duschen oder Baden ebenfalls über das Abwasser in die Wasserversorgung. Medikamentenrückstände im Schweiß könnten beim Reinigen der betreffenden Kleidungsstücke ausgewaschen werden. Weitere

Verunreinigungen entstehen dadurch, dass Krankenhäuser, Pflegeheime oder andere medizinische Einrichtungen abgelaufene oder nicht vollständig verbrauchte Medikamente einfach über die Toiletten entsorgen, was früher von Apotheken auch empfohlen wurde.

Die Entsorgung pharmazeutischer Produkte oder Inhaltstoffe ist nicht durch die amerikanische Lebensmittelüberwachungsbehörde FDA, die auch für die Arzneimittelzulassung zuständig ist, geregelt.

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Autor: David Gutierrez (Kopp-Verlag)

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Quellen und weitere Informationen unter:

http://www.ouramazingplanet.com/60-pharmaceutical-waste-seeping-into-environment.html

Sartane gefährden Trinkwasser

Tausendfach erhöhte Werte

http://www.usatoday.com/news/health/2008-09-12-drugs-water_N.htm

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Wasserklinik

Wasserklinik, 2009 gegründet, beschäftigt sich mit der Trinkwasser-Aufbereitung im speziellen, auch für mikrobiologisch reines Trinkwasser. Wasserklinik Filtersysteme, mit weltweit einzigartiger Filtertechnologie.

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