Antibiotika resistente Keime
Nach den Todesfällen von Neugeborenen in einer Bremer Klinik ist die Diskussion, um mögliche Krankenhaus-Infektionen wieder in vollem Gange. Neu ist das nicht, so infizieren sich jährlich tausende Menschen bei einem Klinik-Aufenthalt in Deutschland mit besonders gefährlichen Krankenhaus- resistente Keime.
Für Frühgeborene und Kleinkindern ein besonderes Risiko, ihr Körper reagiert weitaus anfälliger auf die Infektionen, da ein funktionierendes Immunsystem sich erst im Aufbau befindet.
Antibiotika resistente Keime sind relativ weit verbreitet
Nach Einschätzung von Hygiene-Experten wie Brar Piening, von der Berliner Charité ist nicht zwangsweise von einem Fehlverhalten des Personals auszugehen, sondern ebenso gut könne ein „schicksalhaftes Geschehen“ zu der Infektion der Frühchen geführt haben. Piening erklärte gegenüber dem „Tagesspiegel“, dass auch die Einschleppung der ESBL-Erreger durch Besucher eine Variante sein kann. Allerdings werden Antibiotika- resistente Keime oftmals in den Kliniken förmlich gezüchtet. Durch den unsachgemäßen beziehungsweise leichtfertigen Einsatz von Antibiotika und die mangelnde Einhaltung der Hygienevorschriften kommen die Erreger immer wieder in Kontakt mit Antibiotika und können gegen diese Resistenzen, resistente Keime entwickeln. So finde auch eine Selektion zu Gunsten der ESBL-Keime statt, erläuterte der Experte.
ESBL-Keime – Antibiotika resistente Keime
ESBL für „Extended Spectrum ß-Lactamasen“, was im Grunde genommen nichts über die Bakterien an sich aussagt, sondern lediglich ein spezielles Enzym beschreibt, das verschiedenen Keimen hilft, sich vor den Angriffen des Antibiotika zu schützen. Mit Hilfe des Enzyms können ESBL-Keime zahlreichen Antibiotika widerstehen.
Wachsende Bedrohung in Kliniken, durch Multi resistente Keime
Der Hygiene-Experte der Charité-Berlin, Brar Piening, erklärte dem Tagesspiegel weiter: „ESBL-Erreger sind die mit Abstand am stärksten ansteigenden Krankenhauserreger“, wobei sich die Zahl der ESBL-Infektionen auf Intensivstationen zwischen 2003 und 2009 fast verfünffacht habe, erläuterte Piening gegenüber dem „Tagesspiegel“. Die resistenten ESBL-Keime „machen bei Gesunden nichts, bei Kranken alles“, so die Einschätzung des Experten zu den Gesundheitsrisiken der ESBL-Keime. Der Übertragungsweg laufe dabei meist über direkten Kontakt, weshalb auch die Handdesinfektion auf Neugeborenen-Intensivstationen extrem wichtig sei, erläuterte Piening.
Antibiotika in der Massentierhaltung – resistente Keime
Für das vermehrte Auftreten von Antibiotika- resistente Keime macht der Experte jedoch nicht nur die Bedingungen in den Kliniken verantwortlich, sondern verweist auch auf den unsachgemäßen Einsatz der Antibiotika in der Massentierhaltung. Dieser fördere ebenfalls die Entstehung multiresistenter Erreger, die anschließend auch auf den Menschen überspringen können, so die Aussage des Experten.
Antibiotika-Einsatz fördert Resistente Keime
Immer noch werden in Deutschland Unmengen Antibiotika in der Massentierhaltung eingesetzt, nicht um die Tiere vor Krankheiten zu bewahren, sondern um eine schnellere und somit wirtschaftlichere Aufzucht zu erreichen, was z. B. in der Geflügelzucht stark verbreitet ist. Dies verstößt eindeutig gegen geltendes Recht, welches den Einsatz von Antibiotika zur Wachstumsförderung bei Tieren klar untersagt, doch ein Großteil der industriellen Geflügelzüchter scheint sich hieran nicht zu stören.
Der Menschheit gehen die Antibiotika aus. Die Folge: Patienten leiden länger und sterben häufiger. Bessere Hygiene kann helfen, aber verhindern lassen sich Resistenzen, resistente Keime, kaum.
Quelle:
http://www.tagesspiegel.de/wissen/resistente-bakterien-mit-leeren-haenden/6757834.html
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